Tobey Maguires geheimer Poker-Ring

Schauspieler Tobey Maguire auf einer Filmpremiere.

Tobey Maguire organisierte über Jahre exklusive Pokerrunden in Los Angeles mit Stars, High Rollern und strikter Geheimhaltung. Am Ende platzte alles wegen eines Hedgefonds-Managers. © Gordon Correll / Wikimedia

Auf der Leinwand war er der linkische Peter Parker. Abseits der Kamera organisierte Tobey Maguire jahrelang geheime Pokerrunden mit Schauspielkollegen, Unternehmern und Superreichen. Streng vertraulich, doch längst Legende. Heute lässt sich rekonstruieren, wie einer der erfolgreichsten Schauspieler zum Strippenzieher eines der exklusivsten Spiele Hollywoods wurde und warum alles schließlich an einem Hedgefonds zerbrach.

Hollywoods heimliches Hobby

Es begann nicht im Casino, sondern im Wohnzimmer eines Produzenten. 2005, kurz nach dem zweiten Spider-Man-Film, lud Tobey Maguire gemeinsam mit seinem Freund Houston Curtis erstmals zur privaten Pokerrunde ein. Keine Kameras und definitiv keine Presse. Dafür Geld, das in Umschlägen auf dem Tisch lag. Die Mitspieler ausgesucht, die Einsätze absurd hoch.

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Maguire, selbst passionierter Pokerspieler, erkannte früh, dass sich hier mehr als ein Zeitvertreib anbot. In seinem Buch Billion Dollar Hollywood Heist beschreibt Houston Curtis die frühen Runden als „maßgeschneidert für Leute mit zu viel Geld und zu viel Ego“. Maguire selbst übernahm diskret die Kontrolle. Er wählte Gäste, definierte Regeln, kontrollierte Einsätze. Schnell sprach sich herum, dass es hier nicht um Bluffs am Küchentisch ging, sondern um Summen, bei denen einem selbst als Zuschauer schwindlig werden würde.

Wer mitspielte, musste eingeladen werden

Gespielt wurde dort, wo man sonst Drinks in der Lobby serviert bekommt. Im Beverly Hills Hotel, im Four Seasons, manchmal auch im Viper Room, stets abgeschirmt und mit einem Gästekreis, der handverlesen war. Einlass gab es nur auf Einladung, und die kam fast immer über Tobey Maguire selbst. Wer dabei sein wollte, musste vor allem zwei Dinge mitbringen: Geld und Verschwiegenheit.

Die Teilnehmerliste reichte von Leonardo DiCaprio bis Ben Affleck, ergänzt um Unternehmer, Anwälte, Hedgefonds-Manager. Menschen mit Namen oder Kapital, oft beides. Die Einsätze starteten im sechsstelligen Bereich. Geld wurde bar mitgebracht oder vorher überwiesen, alles lief außerhalb offizieller Strukturen ab. Sicherheitsleute sorgten für Ruhe vor der Tür, Handys blieben draußen, und wer spielte, wusste, dass Verlieren hier kein Ausnahmefall war. Maguire war Gastgeber und ein ziemlich guter Spieler zugleich.

Der Tisch, an dem nur Gewinner verlieren

Tobey Maguire galt als disziplinierter Spieler. Kaum Emotion, kaum Risiko, selten Verluste. Doch sein Vorteil lag nicht nur in seiner Technik, sondern in der Konstruktion des Spiels selbst. Gemeinsam mit Houston Curtis entwarf er ein System, das vor allem unerfahrene Großverdiener anlockte und zielte auf diejenigen ab, die hohe Einsätze verkraften konnten, aber am Tisch keine Routine hatten. Curtis schrieb später, er habe absichtlich Chips verteilt, um das Vertrauen dieser „Wale“ zu gewinnen. Gewonnen habe am Ende fast immer Maguire.

Den organisatorischen Aufwand im Hintergrund überließ er jedoch bald einer anderen, einer jungen Frau mit guten Kontakten, noch besseren Instinkten und einem untrüglichen Gespür für Machtverhältnisse: Molly Bloom.

Molly Bloom: Pokerprinzessin mit Ablaufdatum

Molly Bloom kam Anfang der 2000er nach Los Angeles, zwar ohne Kontakte, aber mit Ehrgeiz. Zunächst servierte sie Drinks bei einem der frühen Pokerabende, bald organisierte sie die Spiele selbst. Maguire ließ sie gewähren, solange alles nach seinen Vorstellungen lief. Bloom kümmerte sich um Orte, Gäste, Abläufe und wurde zur inoffiziellen Gastgeberin einer Runde, über die man in Hollywood bis dato nur flüsterte.

Doch der Aufstieg hatte ein Verfallsdatum. Als Bloom begann, selbst Einfluss zu nehmen, neue Spieler zu laden und Honorare zu verlangen, kippte das Verhältnis. Maguire empfand ihre wachsende Autonomie als Kontrollverlust und ließ sie fallen. In ihren späteren Memoiren beschreibt Bloom den Schauspieler als brillanten Spieler, schlechten Verlierer und kalkulierenden Strippenzieher. Die Szene, die sie in ihrem Buch Molly‘s Game beschreibt, in der er ihr 1.000 Dollar Trinkgeld anbietet, unter der Bedingung, sie solle „wie ein Seehund bellen“, ist zum Sinnbild ihrer Abrechnung geworden.

Von der Pokerprinzessin zur Filmfigur

Molly Blooms Buch wurde 2017 mit Jessica Chastain in der Hauptrolle und einem Drehbuch von Aaron Sorkin verfilmt. Der Film zeigt eine fiktionalisierte Version der Pokerrunden, orientiert sich aber eng an Blooms Erlebnissen. Die Figur „Player X“, gespielt von Michael Cera, gilt weithin als Anspielung auf Tobey Maguire. Namen werden nicht genannt, doch die manipulative Darstellung des Charakters sorgte für Diskussionen, vor allem unter jenen, die damals mitspielten.

Als das Kartenhaus einstürzte

Das Ende des Pokerzirkels begann nicht mit einem anonymen Hinweis, sondern mit einem Investmentbetrug. Brad Ruderman, Geschäftsführer eines Hedgefonds aus Beverly Hills, hatte sich über Jahre als finanzkräftiger Mitspieler etabliert. Er spielte hoch, verlor oft und bezahlte, wie sich später herausstellte, mit dem Geld seiner Anleger.

Als der Fonds 2009 zusammenbrach, fehlten über 40 Millionen Dollar. Davon war ein auffallend großer Teil in die Pokerrunden geflossen, an Tische, an denen auch Tobey Maguire regelmäßig saß.

Die Ermittler folgten dem Geld und stießen auf vertrauliche Gästelisten, Überweisungsbelege und Zeugenaussagen. Rudermans Insolvenzverwalter versuchte, verlorene Millionen zurückzuholen und verklagte mehr als ein Dutzend Pokerspieler auf Rückzahlung ihrer Gewinne. Bei Maguire ging es um eine Summe von rund 300.000 Dollar, darunter 110.000 aus nur einer Hand.

Die Argumentation: Gewinne aus illegalen Spielen, finanziert mit gestohlenem Geld, seien rechtlich nicht haltbar. Ein Punkt, der in den USA anders gehandhabt wird als etwa bei lizenzierten Online Casinos in Deutschland, wo Spielregeln und Auszahlungspflichten klar reguliert sind.

Damit rückten auch andere Prominente in den Fokus. Regisseur Nick Cassavetes, Pokerspieler und Millionär Dan Bilzerian, Unternehmer Alec Gores. Die Berichterstattung nahm Fahrt auf, und plötzlich wurde ein bis dahin diskretes Kartenspiel zur öffentlichen Angelegenheit.

Boulevardblätter veröffentlichten Namen, Summen, Orte und der Mythos der geheimen Hollywood-Runden platzte auf wie eine überreizte Blase. Maguire selbst äußerte sich bis heute nie öffentlich dazu, ließ über Anwälte mitteilen, man habe sich stets an geltendes Recht gehalten. Doch der Imageschaden war angerichtet.

Vergleich statt Schuldspruch

Ein öffentlicher Prozess blieb Tobey Maguire erspart. Im November 2011 einigte er sich außergerichtlich und zahlte rund 80.000 Dollar an die Insolvenzmasse von Rudermans Fonds, deutlich weniger als der Betrag, um den gestritten wurde. Auch andere Mitspieler einigten sich diskret. Dan Bilzerian, Nick Cassavetes, Gabe Kaplan – sie alle zahlten, ohne Schuldeingeständnis.

Molly Bloom stand inzwischen selbst vor Gericht, allerdings wegen anderer Pokerrunden, die sie später in New York organisierte. Auch sie kam mit einer Geldstrafe und Bewährung davon. Die große Bühne verließ sie. Stattdessen schrieb sie ein Buch, nannte Namen und erklärte, wie leicht Machtverhältnisse kippen, wenn plötzlich zu viel Geld im Spiel ist.

Und heute? Ein Schauspieler auf leiser Tour

Auch Tobey Maguire zog sich nach dem Ende des Poker-Rings weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Die großen Hauptrollen blieben aus, doch ein Rückzug ins Private schien ohnehin Teil seines Plans zu sein. 2007 hatte er Jennifer Meyer geheiratet, mit der er zwei Kinder bekam. Die Ehe wurde 2016 beendet, das Verhältnis gilt bis heute als freundschaftlich.

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Beruflich verlagerte Maguire den Fokus hinter die Kamera. Mit seiner Firma Material Pictures produzierte er kleinere Filme, darunter die Indie-Komödie Brittany Runs a Marathon. Erst 2021 kehrte er in großem Rahmen als gealterter Peter Parker in Spider-Man: No Way Home zurück. Ein Auftritt, der sowohl nostalgisch als auch kontrolliert wirkte.

Von den Pokertischen hört man seitdem wenig. Maguire bleibt präsent, aber auf Abstand. Keine Skandale, keine Interviews. Nur gelegentlich ein Foto mit alten Freunden und der Eindruck, dass er längst aus dem Spiel ausgestiegen ist. Freiwillig. Und zur richtigen Zeit.

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  • Lisi
    25 Mai 2025

    Oha das wusste ich alles garnicht über den Schauspieler.. mal wieder in einem Menschen getäuscht…

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