Eine neue Studie zeigt, dass die Angabe von Auszahlungsquoten (RTP-Werte) bei Online Glücksspielen die Wahrnehmung der Gewinnchancen stark verzerrt. Besonders problematisch: Personen mit erhöhtem Spielsucht-Risiko schätzen ihre Chancen bei fehlender Angabe unrealistisch hoch ein. Forscher empfehlen klarere Formulierungen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Studie mit über 6.000 Teilnehmern aus Großbritannien und den USA
In einer umfangreichen Studie [Seite auf Englisch] untersuchten Forscher der Universitäten Bristol, London und Las Vegas, wie Spieler die Gewinnchancen bei Online Glücksspielen einschätzen. Die Untersuchung wurde in zwei Teilen durchgeführt und umfasste insgesamt 6.062 Teilnehmer. Sämtliche Personen hatten zuvor bereits Erfahrungen mit Online Glücksspielen gesammelt. Mithilfe des „Problem Gambling Severity Index“ (PGSI) wurde zudem das jeweilige Spielsucht-Risiko der Teilnehmer ermittelt.
Deutliche Unterschiede zwischen RTP-Angabe und fehlenden Informationen
In der ersten Teilstudie wurden 2.019 britische Spieler in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt ein Spiel mit der Angabe einer Auszahlungsquote von 90%, während die andere Gruppe keine Informationen zum RTP erhielt. Das Ergebnis war eindeutig:
- Mit RTP-Angabe (90%): Die Spieler schätzten ihre Gewinnchancen mit einem Median-Wert von 4,48 auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 7 (sehr hoch) ein.
- Ohne RTP-Angabe: Hier lag der Median-Wert bei lediglich 2,82.
Auffällig war zudem, dass Spieler mit erhöhtem PGSI-Score ihre Gewinnchancen ohne klare RTP-Informationen deutlich höher einschätzten als Teilnehmer mit niedrigem Risiko.
Hausvorteil Angaben führen zu realistischeren Einschätzungen
Der zweite Teil der Studie untersuchte insgesamt 4.043 Teilnehmer aus Großbritannien und den USA. Diese wurden in vier Gruppen eingeteilt. Neben der Angabe eines RTP von 90% und dem vollständigen Fehlen jeglicher Angaben wurden auch zwei unterschiedliche Formulierungen des Hausvorteils getestet:
- RTP-Angabe (90%): Median-Wert 4,63
- Keine Angabe: Median-Wert 2,99
- Hausvorteil („Das Spiel behält im Durchschnitt 10% der Einsätze ein“): Median-Wert 3,80
- Hausvorteil („Das Spiel kostet durchschnittlich 10% der Einsätze“): Median-Wert 3,02
Auch in diesem zweiten Studienteil zeigte sich deutlich, dass eine klar formulierte Angabe des Hausvorteils die Wahrnehmung der Gewinnchancen realistischer gestaltet.
Ein wichtiges Ergebnis der Studie war zudem, dass Spieler mit erhöhtem PGSI-Wert ihre Chancen in der Gruppe ohne klare RTP- oder Hausvorteil-Angaben eines Online Casinos erneut unrealistisch hoch einschätzten. Genau diese Risikogruppe könnte durch fehlende Transparenz besonders gefährdet sein, da sie ohne klare Informationen zu riskanterem Spielverhalten neigt.
Forderung nach klaren und verständlichen Formulierungen
Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass die derzeit übliche Angabe von Auszahlungsquoten bei Online Glücksspielen missverstanden wird. Viele Spieler nehmen eine Quote von beispielsweise 90% intuitiv als besonders vorteilhaft wahr, obwohl es sich hierbei lediglich um einen langfristigen statistischen Durchschnitt handelt, der keine unmittelbaren Gewinnchancen garantiert.
Eine neue Studie der UKGC zeigt, dass Glücksspiel in Großbritannien als Mittel zur Alltagsflucht gewählt wird. Es ist also nicht verwunderlich, dass Angaben falsch eingeschätzt werden, wenn Spieler emotional belastet sind und Entscheidungen impulsiv statt rational treffen. Besonders Risikospieler sind anfällig dafür, Gewinnchancen in solchen Situationen unrealistisch hoch wahrzunehmen.
Konsequenzen für den Spielerschutz
Aus Sicht des Spielerschutzes könnte daher eine alternative und klarere Formulierung der Spielkosten, etwa durch explizite Angabe des Hausvorteils, eine effektivere Maßnahme sein, um Spielern die realen Gewinnchancen verständlich zu vermitteln. Die Forscher betonen jedoch, dass es noch weiterer Untersuchungen bedürfe, um konkrete Empfehlungen auszusprechen. Zukünftige Studien sollten dabei unterschiedliche RTP-Angaben sowie weitere Faktoren wie die Volatilität der Spiele berücksichtigen.
Zukünftige Schritte und weitere Forschung nötig
Die Wissenschaftler regen weitere Forschungen an, die unterschiedliche RTP-Werte und ergänzende Informationen zur Volatilität der Spiele umfassen. Nur so könnten klare und belastbare Empfehlungen für den Gesetzgeber und den Spielerschutz getroffen werden. Die aktuelle Studie liefert allerdings bereits wichtige Hinweise darauf, dass Transparenz allein nicht genügt – vielmehr müsse diese durch verständliche Formulierungen ergänzt werden, um Spieler wirksam zu schützen.
Um Spieler besser über die realen Bedingungen bei Glücksspielen aufzuklären, könnten ausführliche Informationen rund um Online Casino Auszahlungen, Quoten und Gewinnchancen entscheidend dazu beitragen, Missverständnisse und unrealistische Erwartungen langfristig zu reduzieren.
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